Smart Living ist nicht immer smart

SMART LIVING IST
NICHT IMMER SMART

Smart Living und Smart Home sind in der Gegenwart angekommen und nicht mehr dem Haus der Zukunft überlassen. Der Wunsch nach Bequemlichkeit und neue Möglichkeiten zur Energieeinsparung führen über zusehends günstigere Kosten zu verstärkter Nutzung: Vor dem Wecken mit sanfter Musik stellt sich die Heizung auf die Wunschtemperatur ein, der Kaffee steht schon bereit. Ein Flachbildschirm am Kühlschrank informiert über News und zeigt an, welche Einkäufe zu erledigen sind. Beim Verlassen des Hauses schließen sich Türen, Fensterläden und Garage automatisch, das Alarmsystem wird aktiviert. Abends läuft es dann umgekehrt. Doch Smart Living ist nicht immer so smart wie in manchen Prospekten beschrieben.

UNERWÜNSCHTE TÜRÖFFNER

Cyberkriminelle können über Smart TV oder intelligente Heizungsanlage ins Smart Home einbrechen. Die Verbindung zum Internet ist Ansatzpunkt für Datendiebe - als Schnittstelle beispielsweise zum smarten Kühlschrank oder zum Heizsystem. Diese Geräte kommunizieren über das Datennetzwerk und öffnen dadurch bei einem Cyberangriff über diesen Umweg Zugänge zu Daten auch des privaten Heimcomputers. Auf einen besonders heiklen und wenig beachteten Punkt weist der Linzer EDV-Sicherheitsexperte Marcus Merighi hin: Wenn man ganz smart und komfortabel am Handy beispielsweise die Heizungstemperatur ändert, dann geht der Eingabebefehl nicht direkt an die Heizungssteuerung, sondern per Internet und die „Cloud“ des Heizungsherstellers an Netzwerk-Rechner, die als Server ihre Leistungen für andere Computer oder Programme bereitstellen.

DAS TOR SICHERN

Diese „Cloud“ ist eine räumlich entfernte Infrastruktur, die Speicherplatz, Rechenleistung und Software zur Verfügung stellt. Der dafür genutzte Server ist für die Nutzer nicht direkt sichtbar, sondern wie hinter einer Wolke verborgen - englisch Cloud. Die meist preisgünstigen Cloud-Produkte können daher zur Falle werden, wenn das Internet oder die Cloud ausfällt beziehungsweise vom Hersteller des Produktes nicht weiter betrieben wird. „Auch dieses Tor zum Internet gehört gesichert“, warnt Merighi „Sicherheit und Datenschutz müssen bei der Nutzung von Cloud-Diensten gewährleistet sein.“ Die Beiziehung von Fachleuten aus den Bereichen EDV und Elektrik lohnt sich.

KABEL VOR FUNK

Alles, was per Funk funktioniert (fachchinesisch per Wifi/WLAN oder Bluetooth), ist schon grundsätzlich nicht unproblematisch, denn beim kabelgebundenen Datennetz muss für einen unberechtigten Zugriff beispielsweise in einem Haus vorher eingebrochen werden. Bei Funk (WLAN) dagegen nicht. Daher ist es wirklich smart, wenn bei Neubau oder Sanierung alles fein verkabelt wird und dann direkt und nicht über die Cloud angesteuert werden kann. Soll ohne großen Investitionsaufwand oder in Mietwohnungen schnell ein Smart Home eingerichtet werden, dann sind Funk-Lösungen allerdings unumgänglich. Diese können mit handelsüblicher Ausrüstung von außen lahmgelegt werden. Der einschlägige Fachhandel bietet zur Vermeidung dieses Problems aber Produkte spezialisierter Hersteller an. Bei aller Begeisterung für smarte Annehmlichkeiten steht daher halb Österreich Smart Living noch eher skeptisch gegenüber. Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch eines sicheren Smart Home.

Bequem ist so ein smartes Haus,
auch Diebe spenden ihm Applaus.

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