DER BALKON LIEFERT STROM
„Kraftwerk mit Dreizimmer-Wohnung zu vermieten!“ So könnten Immobilien-Inserate in naher Zukunft formuliert werden. Denn steigende Strom- und Gaskosten lassen das Interesse für Balkonkraftwerke sprunghaft ansteigen. Damit kann die Kraft der Sonne durch Umwandlung von Lichtenergie in Strom genutzt werden. Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung bis zu 800 Watt sind nicht genehmigungspflichtig. Das macht diese Energiebündel nun auch bei Privaten so populär. Früher eher für Eigenheime mit über 3.000 Watt Leistung genutzt, sind nun zunehmend Kleinanlagen gefragt, die sich problemlos auch auf Balkonen oder an der Wand installieren lassen.
GESAMTSUMME ZÄHLT
Vor der Inbetriebnahme der Mini-Solaranlagen genügt eine Anmeldung beim jeweiligen Netzbetreiber. Denn dabei wird kein oder kaum Strom ins öffentliche Netz eingespeist, sondern im eigenen Haushalt für Kühlschrank, Geschirrspüler oder Waschmaschine genutzt. Den Nachfragesprung aus explodierenden Energiepreisen im Zuge des russischen Ukraine-Feldzuges belegt alleine die Tatsache, dass selbst Diskont-Supermärkte und nicht nur Baumärkte nun fallweise Sonderangebote offerieren. Wobei hier zu beachten ist, dass es bloß mit dem Kauf von „Solarpanelen“ um beispielsweise 200 Euro das Stück nicht getan ist, sondern insgesamt wohl zumindest mit gut 1.000 Euro zu kalkulieren sein wird. Strom gelangt nur über einen richtig zu dimensionierenden„Wechselrichter“, der Gleichstrom in den üblichen Wechselstrom wandelt, direkt per Steckdose in die Wohnung. Denn Strom sucht sich rein physikalisch immer den direkten Weg. Überschüssiger Strom wird in der Regel nicht gegenverrechnet. Auch darum sollte Solarstrom nicht nur per „plug and play“ erzeugt, sondern als Inselanlage gespeichert werden können. Nur dann funktioniert ein Balkonkraftwerk auch im Fall eines generellen Blackout. Der Wohnungs-Stromzähler muss außerdem digitalisiert sein.
FACHMANN BEIZIEHEN
So einfach und kostengünstig die Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerkes ist, so sehr ist dennoch vorherige Kontaktaufnahme mit einem Elektriker zu empfehlen, damit die Bestandteile eines Solarsets aufeinander abgestimmt sind und vor allem bei Altbauten ein Sicherheits-Check durchgeführt wird. Auch Abstimmung mit Hauseigentümern oder Miteigentümern ist notwendig. Die entsprechende Ausrichtung des Gebäudes zur Sonne ist flexibler, als meist angenommen. Der Idealzustand „Montage mit 35 Grad Neigung Richtung Süden“ ist selten gegeben. Aber auch Südwest oder Südost liefern gute Ergebnisse, detto senkrechte Montage. Generell gilt: Strom wird nicht nur bei strahlendem Sonnenschein erzeugt, sondern auch aus diffusem Licht bei bewölktem Himmel.
SCHWESTER WOHNUNGSKRAFTWERK
Eher unauffällig, aber mit ebenfalls starker Dynamik, werden die Vorteile sogenannter „Mini-Wärmepumpen“ als Schwestern der Balkonkraftwerke genutzt. Diese Energielieferanten brauchen keinen Sonnenbalkon, sie nutzen vor allem Luftwärme, Abluft oder auch Photovoltaik, sind platzmäßig flexibel und brauchen nicht mehr Raum als eine Waschmaschine. Sie erwärmen Brauchwasser in Kombination mit einem Warmwasserspeicher und heizen in Kombination mit Solarenergie oder anderen Heizsystemen wie Strom und Gas. Die Anschaffungskosten betragen in der Regel ein Mehrfaches der Sonnenkraftwerke am Balkon.
