Heizmärchen und ihr Wahrheitsgehalt
Stromsparen ist allseits angesagt. Bei der Heizung eher weniger - man will es schließlich kuschelig warm haben. Aber auf das Wärmen der Wohnräume und von Wasser entfallen durchschnittlich drei Viertel des gesamten Energieverbrauchs eines Haushalts. Daher lohnt sich Sparen bei der Heizung besonders. Mit dem Effekt, dass sich gerade hier Heizlegenden besonders hartnäckig halten. Höchste Zeit, mit den elf bekanntesten Märchen zum Thema Heizen aufzuräumen.
Legende 1: Temperaturregler voll aufdrehen
Das Tempo beim Aufheizen ist immer gleich, Räume werden nicht rascher warm bei vollem Aufdrehen. Die fünf Stufen beim Thermostatventil eines Heizkörpers fixieren lediglich die Obergrenze der angestrebten Raumtemperatur. Ist dieser Wert erreicht, stoppt der Aufheizvorgang automatisch: Stufe 1 bei rund 12 Grad, Stufe 2 bei 16, Stufe 3 bei 20 Grad, Stufe 4 bei 24 und Stufe 5 bei zirka 28 Grad.
Legende 2: Gleiche Wärme überall
Ein Grad mehr beim Heizen macht ohnehin fast keinen Unterschied bei den Kosten: Dieser Heizmythos frisst besonders viel Geld. Schon ein einziges Grad weniger im Wohnbereich senkt die Heizkosten um durchschnittlich rund sechs Prozent. Ersetzt man die vielfach gewohnten 23 Grad Raumtemperatur beispielsweise durch einen Pullover und 21 Grad, kann man 10 bis 15 Prozent Energie einsparen. Die Temperaturen der jeweiligen Zimmernutzung anzupassen, lohnt sich ebenfalls kräftig. 15 statt 20 Grad im Vorzimmer reduzieren die anteiligen Heizkosten um ein sattes Viertel.
Legende 3: Heizung bei Abwesenheit abstellen
Ein ungenütztes Zimmer weiterhin leicht zu temperieren ist kostengünstiger als einen ausgekühlten Raum wieder zu erwärmen. Wer vor der Winterkälte in wärmere Gefilde flieht, sollte daher seine Heizung nicht komplett abdrehen. Es lohnt sich, die Temperaturen entsprechend niedriger einzustellen. Aber nicht unter 15 Grad - auf ausgekühlten Wänden fühlt sich Schimmel besonders wohl.
Legende 4: Wohlfühltemperatur allerorten
Bei 21 Grad Raumtemperatur fühlen sich Menschen in der Regel am wohlsten. Das ist aber kein Grund, jedes Zimmer soweit aufzuwärmen. Die Wohlfühltemperatur ist für Räume gedacht, in denen sich die Bewohner oft und lange aufhalten. Auch dort lohnt es sich, in der Nacht die Temperatur um vier bis fünf Grad abzusenken.
Legende 5: Ein Heizkörper für mehre Zimmer
Natürlich es es durchaus möglich, mit der Wärmestrahlung eines einzelnen Heizkörpers gleich mehrere Räume zu versorgen. Aber sinnvoll ist es nicht. In der Regel ist ein Heizkörper nur speziell für ein Zimmer dimensioniert. Außerdem benötigen unterschiedliche Räume jeweils unterschiedliche Temperaturen. Türen offen lassen und so für Wärmeaustausch zu sorgen, ist nicht effektiv und kann auch Schimmelbildung fördern. Denn die in einen kälteren Raum einströmende Warmluft entlädt ihre höhere Feuchtigkeit gerne an den kühlen Wänden.
Legende 6: Vorhänge halten Wärme im Raum
Vorhänge zuziehen ist kontraproduktiv. Geschlossene lange Vorhänge dämpfen die Wärmestrahlung des dahinter befindlichen Heizkörpers. Das gilt auch für knapp vor dem Heizkörper stehende Möbel. Rollläden an den Fenstern beispielsweise nachts oder bei längerer Nichtnutzung zu schließen, verringert den Wärmeverlust über die Fenster um rund fünf Prozent.
Legende 7: Gekippte Fenster lüften günstig
Einige Minuten stoßlüften, am besten bei gegenüberliegenden Fenstern beziehungsweise Türen, erscheint selbst Sparmeistern manchmal als zu intensiv. Ist es aber nicht. Denn bei Dauerlüften über bloß gekippte Fenster geht viel Wärme verloren. Es ist besser, verbrauchte Raumluft schnell auszutauschen. Wände und Möbel kühlen dabei nicht aus.
Legende 8: Sanieren lohnt sich nicht
Auch ein optimal eingestelltes und effizientes Heizsystem verbraucht vergleichsweise viel Energie, wenn ein Haus oder die Wohnung schlecht gedämmt ist. Der Energieaufwand eines unsanierten Altbaus kann oftmals bereits mit vergleichsweise geringen Investitionen spürbar gesenkt werden. Bei guter Fassadendämmung bleibt dann auch im Sommer die Hitze draußen, nicht nur die Kälte im Winter.
Legende 9: Erneuerbare Energie ist unrentabel
Eine Solaranlage oder eine Wärmepumpe bringt mehr als gutes Gewissen. Alternative, regenerative Heizsysteme sparen langfristig kräftig Energiekosten. Schon der Einsatz von Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung rentiert sich spürbar. Das ist allerdings zunehmend mehr Hauseigentümern mittlerweile klar. Entsprechend angespannt ist die Marktlage.
Legende 10: Ölradiatoren kommen teuer
Mit Wasser oder Öl gefüllte mobile Radiatoren und die schnell heizenden Konvektoren erzeugen angenehme Wärme dort, wo sie gerade gebraucht wird. Kabel zur Steckdose und fertig! Mit Preisen ab rund 70 Euro für Billigmodelle sind sie vergleichsweise günstig in der Anschaffung. Aber leider weniger im Betrieb. Wer einen Raum beispielsweise nicht nur kurzzeitig mit zwei Radiatoren beheizt, kommt schnell auf eine Energierechnung von mehreren hundert Euro. Gleiches gilt für Heizlüfter. Diese können außerdem überhitzen. Eine Zentralheizung ist fast immer effizienter.
Legende 11: Infrarot heizt kräftig ein
Infrarotheizungen erleben derzeit einen echten Höhenflug. Sie geben wie ein Kachelofen Wärme direkt über ihre Strahlung ab. Das tut gut, wenn man gleich daneben sitzt. Abseits sitzend ist von der erzeugten Wärme schon deutlich weniger zu spüren. Infrarot verbraucht nur rund die Hälfte der Energie von Radiatoren und Konvektoren. Soll aber ein ganzer Raum damit geheizt werden, reicht ein Heizkörper nicht mehr aus, die Kostenersparnis ist oft weg. Bereits vorhandene Klimaanlagen als ebenfalls elektrische Alternative sind effizient und für den Dauerbetrieb durchaus geeignet. Eine Neuanschaffung ist aber langwierig und teuer. Wer in einer kühlen Wohnung extrem günstige und trotzdem gemütliche Abende verbringen möchte, könnte auch auf elektrische Heizdecken setzen. Sie heizen nur den Menschen, nicht die Wohnung. Ihr Verbrauch ist mit 0,1 Kilowattstunden konkurrenzlos niedrig...
Wer Kuscheldecken nicht verschmäht,
nutzt ein famoses Heizgerät.