Mehr Grün statt Grau am Bau
Die neuen Dächer sind grün und durchaus erschwinglich. Da mittlerweile bereits drei Viertel aller Menschen in Europa GroßstadtbewohnerInnen sind, gewinnt Bauwerksbegrünung an Bedeutung. Schließlich sprechen Experten von einer fünf- bis zehnprozentigen Erhöhung des Immobilienwertes durch professionelles Grün am Bau. Auch Oberösterreich ist dabei, das Grau der Städte mit grünen Akzenten zu versehen.
DACHBEGRÜNUNG MIT GESCHICHTE
Grundsätzlich ist Dachbegrünung nichts Neues. Die hängenden Gärten der Semiramis im alten Babylon wurden schon im sechsten Jahrhundert vor Christus errichtet. Im alten Rom fanden sich Bäume und sogar Fischteiche auf den Bauten. Die nordischen Länder kennen seit gut vierhundert Jahren Erde als Deckschicht für Häuser, die dann über hundert Jahre lang grün sind und dicht halten.
KLETTERPFLANZEN SCHÜTZEN HÄUSER
Sei fast drei Jahrzehnten fördert Linz als eine der ersten Städte Europas die Begrünung von Bauwerken. Anfangs mit mäßigem Echo. Aber der Klimawandel sorgt für steigendes Interesse an Schutz gegen Hitzeinseln. Auch die öffentliche Hand legt zusehends selbst Hand an: Bohnen und Kiwis werden das Neue Rathaus in Linz kühlen. Auf allen Flachdächern mit mehr als hundert Quadratmetern soll Begrünung generell Pflichtprogramm werden. Zu ebener Erde wurde das Projekt „1.000 neue Bäume für Linz“ gestartet. Die Fassadenwand der Bezirkshauptmannschaft Linz-Land wird mit immergrünen Kletterpflanzen gegen allzu heftige Sonnenbestrahlung geschützt.
AM DACH UND AM BODEN
Alleine diese Aufzählung deckt schon die drei Schwerpunkte ab: Begrünung am Dach, auf Fassaden und generell im öffentlichen Raum. Wobei grüne Fassaden altbekannt sind. Efeu, Wein und Hopfen waren auf Häusern am Land früher Standard. Bodengebundene Begrünung wird vergleichsweise unkompliziert in den Erdboden oder in großen Trögen gepflanzt und mit Kletterhilfen hochgezogen. Wandgebundenes Grün muss bewässert und mit Nährstoffen versorgt werden.
STATT MENSCHEN SCHWITZEN PFLANZEN
Mehr Grün am Bau kann etliche Vorteile auf sich vereinen. Martin Haas, Vorstandmitglied im Verband für Bauwerksbegrünung kennt sie alle: „Bauwerksbegrünungen lieben Regen, sie nehmen Wasser auf und geben es langsam wieder an die Atmosphäre ab.“ Kohlenstoffdioxid und Feinstaub werden gebunden. Die Lebensdauer der Dachdichtung erhöht sich durch den grünen Schutzschild um durchschnittlich ein Jahrzehnt. Das Mikroklima verbessert sich durch natürliche Beschattung, die auch für Energieeinsparung und Frostschutz sorgen kann. Ohne Begrünung heizen sich Gebäudeoberflächen bis über 50 Grad Celsius auf, mit schattigem Grün nur bis zu 30 Grad. Motto: Lass die Pflanzen schwitzen und nicht die Menschen! Auch Bienen und Hummeln fühlen sich dort rasch heimisch. Insektengitter können die Bewohner im Bedarfsfall schützen.
Grün macht aus dem Schutzdach
unverhofft ein Nutzdach.