Gärtnern in Balkonien
Innerhalb einer Wohnung oder eines Hauses geht man ganz selbstverständlich vom Boden in die Höhe, nutzt den Stauraum von Regalen, Schränken und Schrankwänden. Gleiches kann man auch beim Gärtnern in Balkonien tun. Regale und Etageren, Hochbeete, Blumenampeln oder gießfeste Pflanzentaschen erweitern räumlich beschränkte Balkon-, Terrassen- und Gartenflächen. Stadtgärtnern oder neudeutsch „urban gardening“ geht nun auch zusehends in die Vertikale, mit grünen Wänden als „living walls“.
DER ERSTE SCHRITT
Natürlich sind Minigärten an der Hauswand oder am Balkon extreme Standorte. Südseitig ist es heiß, nordseitig oft zu schattig. Vor dem ersten Handgriff ist daher wie immer bei Immobilien vorausschauende Planung gefragt. Sind bunte Blumen wichtig oder sattes Grün rund um einen schattigen Sitzplatz? Soll viel oder wenig laufende Arbeit geleistet werden? Stauden beispielsweise sind pflegeleicht, mehrjährige Pflanzen kommen jedes Jahr als treue Gäste wieder. Auch Gemüseanbau ist in vertikalen Gärten möglich. Aber das geht nicht ohne vermehrten Arbeitseinsatz.
ABSTÜRZE VERMEIDEN
In Balkonien kann es oft recht windig sein. Daher sind eine Absturzsicherung und eine gute Befestigung wichtig. Wer Regale an die Wand dübelt, sollte als Mieterin oder Mieter vorher die Eigentümerin bzw. den Eigentümer kontaktieren, denn bauliche Veränderungen brauchen in der Regel deren Zustimmung. Welche Pflanzen dann konkret fürs Wohlbefinden sorgen, lässt sich am besten vom Fachpersonal in Gärtnereien beurteilen. Da große Blätter dem Wind mehr Angriffsfläche bieten, könnten Kleinblütler, kleinblättrige Kräuter oder Pflücksalat dominieren. Gurken und Zucchini fühlen sich ja an windexponierten Standorten weniger wohl.
GEHEIMTIPP FARNE
Sukkulenten und viele Kräuter wie Fetthenne, Seestern, Thymian oder Lavendel lieben sonnige Standorte. Auch Stauden wie Frauenmantel, Steinastern, Teppichphlox, Duft-Gartennelken und Bodendecker-Nelken sind sonnenhungrig. Moose und Farne bevorzugen Schatten oder Halbschatten. Farne bringen vergleichsweise viel Blattmasse, wirken aber dank ihrer Wedel nicht wuchtig. Buntlaubige Funkien heben sich von Farnen angenehm ab und sind auch außerhalb der Blütezeit attraktiv.
AUFBAU DES RAUMWUNDERS
Bevor ein senkrechter Garten seine Funktion als Raumwunder, Blütenfabrikant und Klimahelfer erfüllen kann, bildet in der Regel ein Stahlgitter sein Grundgerüst. Es wird entweder an einer Außenwand befestigt oder als Trenn- und Sichtschutz in Gärten und auf Terrassen. Am Stahlgitter wird ein Plastiknetz angebracht, es dient als Schutz- und Isolierschicht. Darauf kommt eine Steinwoll-Matte, die das Bewässerungswasser aufnimmt und in der die Pflanzen ohne Erde wachsen können. Wasserspeichernde Moosarten machen die notwendigen Bewässerungssysteme einfacher. Ein kleinmaschiger, rostfreier Draht kann dann als Abschluss angebracht werden. Er fixiert die Pflanzen an der Wand.
Mit Gärten auf Balkonien
lässt sich naturnah wohnen.